Diese Seite sammelt Gemeinsamkeiten der drei klassischen sunnitischen Theologieschulen. Es werden mehrere Themen behandelt; das erste Thema beginnt unten. Zitate (Qurʾān, Sunna, Gelehrte) sind schlicht und gut lesbar formatiert.
Gemeinsamkeiten
Innerhalb von Ahl as-Sunna wa-l-Jamāʿa werden Ashʿarīya, Māturīdīya und Atharīya zusammengefasst. Zu ihren geteilten Grundsätzen zählen u. a.:
Tawḥīd Qurʾān & Sunna Sechs Glaubensartikel Verneinung von Tashbīh & Taʿṭīl Eigenschaften ohne „Wie“ (bilā kayf)
Die einzelnen Themen folgen als Unterabschnitte. Thema 1 steht direkt im Anschluss.
Aussagen, dass Allah im Jenseits mit den Augen gesehen wird
Kernaussage: Allah (subḥānahu wa-taʿālā) wird im Jenseits mit dem Auge erfasst. Im Diesseits jedoch nicht; hierzu gibt es eine Meinungsverschiedenheit.
Kontext & Quellenlage: Imām al-Ashʿarī und Imām al-Māturīdī führen übereinstimmende Belege an. Für al-Ashʿarī wird verwiesen auf al-Ibāna ʿan Uṣūl ad-Diyāna (Abū al-Ḥasan al-Ashʿarī); für al-Māturīdī auf Kitāb at-Tawḥīd (Abū Manṣūr al-Māturīdī).
1) Qurʾān-Argument
„Gesichter werden an jenem Tag strahlend sein, {zu ihrem Herrn blickend}.“
Die unterschiedlichen Bedeutungen von naẓara/nāẓira werden im Qurʾān in verschiedenen Kontexten gebraucht (Methode des ẓāhir):
- Intellektuelle Betrachtung: „Schauen (yanẓurūna) sie denn nicht zu den Kamelen, wie sie erschaffen sind?“ [2]
- Erwarten/Warten: „Sie warten (yanẓurūna) nur auf einen einzigen Schrei, der sie erfassen wird…“ [3]
- Abwendung/Bestrafung: „…und Er schaut sie nicht an am Tag der Auferstehung…“ [4]
Bei naẓar im Sinn von „warten“ steht nie die Präposition ilā („zu“). Das Vorkommen von „ilā rabbihā nāẓira“ („zu ihrem Herrn schauend“) schließt „Warten“ aus und bestätigt „Sehen“. [1]
2) Qurʾān-Argument
„Mein Herr, zeige Dich mir, damit ich Dich sehe… Du wirst Mich nicht sehen; doch schau den Berg: bleibt er fest, wirst du Mich sehen.“
3) Belege aus der Sunna
„Ein Beweis für die Sichtbarkeit Allahs mit den Augen ist die Überlieferung zahlreicher Gruppen aus verschiedenen Gegenden vom Gesandten Allahs.“
Mehrgruppige Überlieferungen (tawātur) sind in der Regel stärker als Einzelüberlieferungen. Ein bekannter Ḥadīth (Abū Huraira – raḍiyallāhu ʿanhu):
Einige Leute sagten: „O Gesandter Allahs, werden wir unseren Herrn am Tage der Auferstehung sehen?“ – Der Gesandte Allahs (ﷺ) sagte: „Habt ihr irgendwelche Schwierigkeiten, den Vollmond in der Nacht zu sehen?“ – „Nein.“ – „Habt ihr Schwierigkeiten, die Sonne zu sehen, wenn keine Wolken sie verdecken?“ – „Nein.“ – „So werdet ihr Ihn ebenso klar sehen (am Tage der Auferstehung).“
4) Einwände & Erwiderungen
Vers: „Blicke erfassen Ihn nicht; Er aber erreicht die Blicke…“ – Daraus wird teils gefolgert, dass Allah nie gesehen werde. Erwiderungen:
- Erfassung hier ausgeschlossen, dort erlaubt (oder: nur die Blicke der Leugner sind gemeint, nicht die der Gläubigen). [1]
- Schleier-Vers: „Nein, sie werden an jenem Tage gewiss einen Schleier zwischen sich und ihrem Herrn haben.“ – Gemeint sind die Leugner des Jüngsten Tages; der Umkehrschluss (mafḥūm al-mukhālafah) weist darauf, dass es für die Gläubigen keinen Schleier gibt. [2]
Quellen & Nachweise
- [1] Al-Ibāna ʿan Uṣūl ad-Diyāna, S. 13–14.
- [2] Qurʾān, Sūra 7, Vers 143.
- [3] Al-Ibāna ʿan Uṣūl ad-Diyāna, S. 14.
- [4] Al-Ibāna ʿan Uṣūl ad-Diyāna, S. 16.
- [5] Ṣaḥīḥ al-Buchārī, Nr. 6573.
- [2] Sūra 88:17; [3] Sūra 36:49; [4] Sūra 3:77; [1] Sūra 6:103; [2] Sūra 83:15.
(mehr wird folgen …)

