Die verfälschte Bibel

Vorwort:
Zunächst muss berücksichtigt werden, dass in diesem Fall die Beweislast bei den Christen liegt und nicht bei uns. Sie müssen nachweisen, dass die Bibel ohne Veränderungen authentisch auf den ursprünglichen Autor zurückzuführen ist.

Sie können nicht nachweisen, dass die Bibel unverfälscht ist. Was jedoch nachgewiesen werden kann, ist, dass die Bibel Veränderungen erfahren hat.

Wann ist etwas verfälscht?

Antwort:
Ein Werk gilt als verfälscht, wenn der ursprüngliche Verfasser sein Werk vollendet und veröffentlicht hat, und später andere Personen ohne sein Wissen oder seine Zustimmung Texte hinzufügen und diese Änderungen dem Verfasser zuschreiben. Eine Verfälschung liegt auch vor, wenn im Laufe der Zeit Veränderungen am Werk festgestellt werden, das ursprüngliche Original jedoch nicht mehr existiert und man sich auf Kopien verlassen muss, die nachweislich Änderungen enthalten, ohne Belege dafür, dass diese vom ursprünglichen Verfasser stammen.

Genau solche Veränderungen finden sich zahlreich in der Bibel.

Werfen wir nun gemeinsam einen Blick darauf, welche Veränderungen vorliegen.

1. Das Markus-Ende

grab

Was ist der Codex Sinaiticus?

Zitat: “Der Codex Sinaiticus ist eine Handschrift der christlichen Bibel, die in der Mitte des 4. Jahrhunderts geschrieben wurde und die erste überlieferte vollständige Fassung des Neuen Testaments darstellt. Der handgeschriebene Text ist auf Griechisch. Die Version des Neuen Testaments folgt der alten Gemeinsprache (koiné) und dem Alten Testament in der als „Septuaginta“ bekannten Fassung, die bei den frühen Griechisch sprechenden Christen verbreitet war. In der Handschrift finden sich sowohl zur Septuaginta wie zum Neuen Testament viele Anmerkungen, von frühen Schreibern, Redakteuren und Korrektoren. Die Bedeutung des Codex Sinaiticus für die Rekonstruktion des ursprünglichen Textes der christlichen Bibel, für die Geschichte der biblischen Überlieferung und die Geschichte des Buches überhaupt sind sehr groß.”1

Es ist die älteste Bibel, die wir besitzen.

1.1 Die Veränderung

markus

Schauen wir uns das mal gemeinsam an.

Wir betrachten hier Markus 16, den sogenannten Markus-Schluss. Der rote Pfeil markiert das Ende des Markus-Evangeliums, während das rote Rechteck die Stelle hervorhebt, an der der Buchtitel vermerkt ist (dort steht „Nach Markus“). Rechts sehen wir Markus 16, Verse 6 bis 8, wobei das Evangelium an dieser Stelle bei Vers 8 endet. Die Angabe „1:1“ gehört bereits zum Lukas-Evangelium und nicht mehr zum Markus-Evangelium; sie folgt nach dem roten Block.

Es ist erkennbar, dass in der ältesten erhaltenen Bibel das Markus-Evangelium lediglich bis Vers 8 reicht. In der heutigen Bibel hingegen umfasst Markus 16 insgesamt 20 Verse, was bedeutet, dass 11 Verse hinzugefügt wurden. Auch im Codex Vaticanus, der ebenfalls aus dem 4. Jahrhundert stammt, endet der Inhalt bei Vers 8 und nicht bei Vers 20, wie es in der heutigen Bibel der Fall ist. Dabei wäre es durchaus möglich gewesen, weiteren Text hinzuzufügen, wie der große Platz zeigt, der nach Vers 8 frei bleibt (das rote Rechteck).

1.2 Warum wurde dort etwas hinzugefügt?

Zuerst sollte man wissen, was in Kapitel 16 überhaupt passiert:

Maria und zwei andere Frauen gehen zum Grab von Jesus. Dort angekommen sehen sie, dass der Stein, der den Eingang zum Grab versperrt hatte, bereits weggerollt wurde. Sie gehen daraufhin in das Grab und sehen einen Mann in einem weißen Gewand dort sitzen. Dieser sagt ihnen, dass Jesus bereits auferstanden ist, und fordert sie auf, zu den Jüngern zu gehen und ihnen zu erzählen, dass sie Jesus in Galiläa treffen werden.

Und daraufhin steht in Markus Folgendes:

Markus 16:8 “Da verließen sie das Grab und flohen; denn Schrecken und Entsetzen hatte sie gepacktUnd sie sagten niemandem etwas davon, denn sie fürchteten sich.”

Dies bedeutet, dass gemäß dem ursprünglichen Ende des Markus-Evangeliums niemand von den Frauen über das Geschehen informiert wurde. Dies wirft die Frage auf, warum dieser Abschnitt überhaupt in das Markus-Evangelium aufgenommen wurde. Es ist denkbar, dass sich auch die Kopisten des Neuen Testaments diese Frage stellten oder dass ihnen das ursprüngliche Ende nicht zusagte, weshalb sie es abänderten.

1.3 Es existieren mehrere Enden des Markus-Evangeliums

1.3.1 Das kürzere Ende (Conclusio Brevior)

Das sogenannte „kürzere Ende“ oder Conclusio Brevior (erstes Manuskript ca. 3. Jahrhundert) wird mit geringfügigen Abweichungen üblicherweise nicht verwendet und lautet wie folgt:


„Sie aber berichteten Petrus und denen, die bei ihm waren, kurz alles, was ihnen gesagt worden war. Und danach erschien ihnen Jesus selbst und sandte durch sie von Osten nach Westen die heilige und unvergängliche Botschaft der ewigen Erlösung aus.“


In einigen Texten wird am Ende zusätzlich „Amen“ eingefügt.
Obwohl dieser Vers in der New Revised Standard Version zwischen Vers 8 und Vers 9 steht, könnte er auch als Vers 21 interpretiert werden. In dieser Passage folgen die Frauen den Anweisungen aus Vers 7, jedoch steht dieser Gehorsam scheinbar im Widerspruch zu dem Schweigen, das in Vers 8 über sie berichtet wird – es sei denn, ihre Furcht war nur vorübergehend.

1.3.2 Codex Washingtonianus

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Das Ende des Markus-Evangeliums im Freer-Codex

Das Ende des Markus-Evangeliums in diesem Codex ist besonders bemerkenswert, da es eine einzigartige Einfügung nach Markus 16:14 enthält, die als „Freer-Logion“ bezeichnet wird.

Originaltext auf Griechisch:

“Κακεινοι απελογουντο λεγοντες οτι ο αιων ουτος της ανομιας και της απιστιας υπο τον σαταναν εστιν, ο μη εων τα (τον μη εωντα?) υπο των πνευματων ακαθαρτα (-των?) την αληθειαν του θεου καταλαβεσθαι (+ και?) δυναμιν. δια τουτο αποκαλυψον σου την δικαιοσυνην ηδη, εκεινοι ελεγον τω χριστω. και ο χριστος εκεινοις προσελεγεν οτι πεπληρωται ο ὅρος των ετων της εξουσιας του σατανα, ἀλλὰ εγγιζει ἄλλα δεινα. και υπερ ων εγω αμαρτησαντων παρεδοθην εις θανατον ινα υποστρεψωσιν εις την αληθειαν και μηκετι αμαρτησωσιν ινα την εν τω ουρανω πνευματικην και αφθαρτον της δικαιοσυνης δοξαν κληρονομησωσιν.”

Übersetzung:

“Und sie entschuldigten sich und sagten: „Dieses Zeitalter der Gesetzlosigkeit und des Unglaubens steht unter der Macht Satans, der nicht zulässt, dass die Wahrheit und Kraft Gottes über die unreinen Dinge der Geister herrscht [oder: nicht zulässt, dass das, was unter den unreinen Geistern liegt, die Wahrheit und Kraft Gottes erkennt]. Daher offenbare jetzt deine Gerechtigkeit“ – so sprachen sie zu Christus. Und Christus antwortete ihnen: „Die festgelegte Zeit der Herrschaft Satans ist erfüllt, doch andere schreckliche Dinge stehen bevor. Und für diejenigen, die gesündigt haben, wurde ich dem Tod übergeben, damit sie zur Wahrheit zurückkehren und nicht mehr sündigen, um die geistige und unvergängliche Herrlichkeit der Gerechtigkeit im Himmel zu erben.“

Bedeutung:

Dieser Text ist in keinem anderen Manuskript zu finden, wurde jedoch teilweise von Hieronymus zitiert:

Lateinische Version von Hieronymus:

et illi satisfaciebant dicentes: Saeculum istud iniquitatis et incredulitatis substantia (sub Satana?) est, quae non sinit per immundos spiritus veram Dei apprehendi virtutem: idcirco iamnunc revela iustitiam tuam

.
Übersetzung: (Und sie entschuldigten sich, indem sie sagten: Dieses Zeitalter ist die Essenz von Ungerechtigkeit und Unglauben, die nicht zulässt, dass die wahre Kraft Gottes von unreinen Geistern erfasst wird: Daher offenbare jetzt deine Gerechtigkeit.)


Dieser Abschnitt, der nur im Freer-Codex vorkommt, bietet eine einzigartige Perspektive und wird in der Textkritik der Bibel intensiv diskutiert.

1.3.3 Handschriften mit den Versen 9–20 und einer Anmerkung

Eine Gruppe von Handschriften, bekannt als „Familie 1“, enthält eine Anmerkung zu Markus 16:9–20, die darauf hinweist, dass einige Kopien diese Verse nicht enthalten. Zu dieser Gruppe gehören unter anderem die Minuskeln 22, 138, 205, 1110, 1210, 1221 und 1582.

(mehr wird kommen)

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